Chronische Schmerzen

Anmerkung: Dieser Artikel wird nicht mehr gegengelesen. Ich schreibe auf was da ist und drücke auf „Veröffentlichen“. Aus dem Leben gegriffen ist eine Kategorie, in der ich mir keinerlei Gedanken mache, ob das jetzt gut formuliert ist, ob grammatikalisch alles richtig ist und ob man versteht was ich meine. Hier geht es um meine Gefühle, die gerade da sind. Um Situationen, die so sind wie sie eben gerade sind.

Ich bin einfach nur so müde. Und ich bin es leid. Ich bin es leid immer Schmerzen zu haben. Und ja, wenn ich „immer“ schreibe, dann meine ich das genau so: Ich habe immer Schmerzen! 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Natürlich variiert die Stärke, die Intensität und mein Umgang mit ihnen. An manchen Tagen da kämpfe ich wie eine Löwin gegen die Schmerzen an. An anderen nehme ich sie an und versuche mit ihnen gut zu leben.

Häufig kann ich meinen Alltag gut bewältigen. Da sieht man von außen rein gar nichts von der Schmerzerkrankung. Und dann gibt es Tage wie heute: Da tut mir jeder Schritt so sehr weh, dass ich zu weinen beginne. Ich frage mich dann ernsthaft, wie ich das weiterhin aushalten soll?!

Ich glaube jeder Mensch, der an chronischen Schmerzen leidet, kennt diese Momente, wo man nur noch möchte, dass dieses Elend einfach vorbei ist! Und ich finde das ok.

Ich finde es okay dass ich wütend bin, weil ich tägliche Schmerzen ertragen muss!

( Und weil das hier ja auch ein Yogablog ist, möchte ich kurz einschieben, dass mir das Thema „Karma“ durchaus ein Begriff ist. An Tagen wie heute, den „Akuttagen“ (so nenne ich Tage, wo sich alles so schlimm anfühlt, dass ich nicht mehr klar denken kann und mit Philosophien jeglichen Genres einfach gar nichts anfangen kann), möchte ich bitte verschont werden mit Theorien, die meine Situation zu erklären versuchen.)

Meine Einstellung entspricht überhaupt nicht dem Zeitgeist, der gerade herrscht. Das wir „unser Glück selbst in der Hand haben“ (ersetze „Glück“ mit „Erfolg“, „Zufriedenheit“, „Gesundheit“, etc.). Ich kann daran nicht immer glauben. Und ich habe die Schnauze voll, dass mir meist, junge, gesunde Menschen auf Social Media und Co. erzählen wollen, wie auch ich es schaffe ein schönes, erfülltes Leben zu leben. Schmerzfrei versteht sich!

An vielen Tagen in meinem Leben glaube ich an die Macht der positiven Einstellung. Ich glaube an gesunde Ernährung, an Entspannungstechniken, an Yoga, an Meditation als Unterstützung bei chronischen Erkrankungen. Ich glaube daran, dass es Linderung der Symptome gibt und dass es in vielen Fällen auch zu Heilung kommen kann.

Aber ich habe eine andere Definition von Heilung: Ich glaube daran, dass ich die Gewalt, die ich seit meiner Geburt für mehr als 15 Jahre erlebt habe, weiter verarbeiten werde. Ich glaube daran, dass sich mein Körper weiter erholen wird. Er wird spüren, dass er keiner Gefahr mehr ausgesetzt ist und zur Ruhe kommen darf. Ebenso wird es meiner Seele ergehen. Daran glaube ich wirklich zutiefst. Ich glaube allerdings auch, dass Spuren zurückbleiben werden. Dass es tiefe Narben geben wird (und auch schon gibt), die immer mal wieder aufmucken und erinnern, was mir zugestoßen ist. Aber das ist für mich kein „negatives Denken“ sondern dass ich mich den Tatsachen stelle, die nicht ungeschehen gemacht werden können.

Natürlich kann ich nicht in die Zukunft blicken. Ich weiß natürlich nicht, wie es mir in 10 Jahren gehen wird. Ich weiß ja noch nicht mal wie es mir in 10 Minuten geht. Vielleicht schreibe ich irgendwann dass ich geheilt bin, ich keine Folgeerscheinungen mehr habe und alles prima ist. Vielleicht.

Heute jedoch bin ich müde, erschöpft, schmerzverzerrt. Heute fühlt es sich hoffnungslos an.

Namasté.

Jenny.