Es gibt Zeiten im Leben, da braucht es den Rückzug. Zumindest ist das bei mir der Fall. Es sind Dinge passiert, einige schlimme, einige weniger schlimme. Manche kosten Kraft, andere vielleicht nicht so sehr. Aber die Summe all dieser mehr oder weniger kräftezehrender Situationen/Dinge/Begegnungen fordern jetzt das ein, was ich schon vor einigen Wochen hätte für mich tun müssen. Mir einen Rückzug gönnen. Mir Zeit nehmen.
Eine Yogini, wie ich es bin, liebt ja die Stille. Ich mag es zu Hause still. Beim Spaziergang tanke ich am meisten auf, wenn ich in Ruhe und Achtsamkeit spazieren gehen kann. Meditatives Gehen nennen das manche. Um abzuschalten, brauche ich so wenig Außenreize wie möglich. Natürlich gönne ich mir ausgewählte Musik und auch Serien, die mir gefallen.
Aber was das Wichtigste ist: Ich reduziere den Kontakt zu Menschen auf ein Minimum. Normalerweise erledigt der Herbst diesen Wunsch nach wenigen Menschen für mich. Wenn ich mit dem Hund draußen bin, bei Wind und Wetter, dann begegnet mir in wilden Herbststürmen selten jemand. Dieses Jahr ist ja die Sonne nicht zu bremsen und somit auch die Menschen, die sich am wunderbaren Wetter erfreuen. Für mich, die gerade jetzt die Ruhe braucht, ist dies äußerst schwierig. Ich lebe in einer Urlaubsregion und natürlich verstehe ich die Euphorie, die gerade unter den Urlaubern herrscht. Ich versuche ihnen aus dem Weg zu gehen. Ich gehe zu Uhrzeiten, wo die anderen noch im Bett liegen, ich gehe Wege, die eher unbekannt sind. Und manchmal bleibe ich auch einfach zu Hause und lasse das schöne Wetter schönes Wetter sein!
Was tue ich dann? In dieser stillen Zeit?
Ich praktiziere sanftes Yoga. Dem Trend entgegen glaube ich weiterhin daran, dass wir den Yoga am besten begreifen, wenn wir uns mit ihm sehr viel Zeit lassen. Ich praktiziere ausgewählte, einzelne Asanas, die mich unterstützen zur Ruhe zu kommen. Ich praktiziere wenig Pranayama (Atemtechnik) und auch bei der Meditation mache ich es mir sehr leicht. Ich praktiziere die Meditation, die ich am liebsten praktiziere. So einfach ist das! Ich gebe hier keine Empfehlung, denn was für mich easy erscheint, mag für dich die reinste Folter sein. 😉
Ich koche. Einfache, schnelle Gerichte, die nicht meine volle Aufmerksamkeit brauchen, dennoch nahrhaft sind und dazu noch schmecken.
Ich lese. Romane. Die nichts mit dem Yoga zu tun haben. Einfach, weil mich Lesen runterfährt. Und wenn ich lange nicht gelesen habe, bzw. wenn ich lange keinen Roman mehr gelesen habe, dann fällt mir das ganz schön schwer. Der Geist wandert schnell ab und ich weiß plötzlich nicht mehr, was auf der Seite stand, die ich schon umblättern wollte. Da hilft nur: Ich beginne die Seite von Vorne.
Ich miste aus. Meistens meinen Kleiderschrank und Schubladen. Nichts, wo ich lange überlegen muss (Wenn es um Dinge geht, die mir ans Herz gewachsen sind, artet es ja schon wieder in Stress aus und den möchte ich ja vermeiden). Weggeben, weil es a) nicht mehr passt, oder b) nicht mehr taugt (weil kaputt) ist ein sehr befreiendes Gefühl.
Aufräumen. Prinzipiell bin ich ein sehr ordentlicher Mensch. Aber wenn ich einige Zeit nicht gut auf mich geachtet habe, und dass ist meistens so, wenn ich die „Stille Zeit“ bei mir einläute, dann gibt es Einiges aufzuräumen. Gerade in meinem Zimmer, in dem ich Yoga praktiziere, stapeln sich Unmengen an Büchern, die weggeräumt werden wollen.
Räuchern. Ich räuchere sehr unorthodox, frei Schnauze, ganz wie es mir gefällt. Ich bin darin keine Expertin, ich nehme das Räucherwerk, was mir gefällt und räuchere vor allem mein Yogazimmer, aber auch der Rest der Wohnung muss häufig „dran glauben“.
Wie lange diese Zeit dauert weiß ich vorab nie. Das kann nur wenige Tage sein, oder auch Wochen. Dieser Rückzug ist für mich Seelennahrung, Kraftsammeln und spüren wer oder was ich (noch) bin. Manchmal komme ich völlig anders heraus als ich hineingegangen bin. Manchmal waren es einfach ein paar ruhige Tage und alles bleibt beim Alten. Ich werde mich überraschen lassen, was dieses Mal passiert.
Namasté.
Jenny.