Trennung auf Zeit

Es lief schon länger nicht gut zwischen dem Yoga und mir. Wir haben uns auseinandergelebt. Ich habe mich auseinandergelebt. Nach mehrfachen Enttäuschungen habe ich mich zurückgezogen. Ich habe die Auseinandersetzung gescheut. Ich wollte nicht mehr verletzt werden. Weder physisch noch psychisch.

Der Bruch kam dann aber doch plötzlich. Vor einigen Wochen hatte ich genug. Ich fragte mich (und ihn) was das alles für einen Sinn hat. Warum er mich im Stich lässt, obwohl ich ihm so viel Zeit und Energie schenke. Ich kümmerte mich doch um unsere Beziehung. Ich teilte meine Ängste und Sorgen mit ihm. Und ich erhoffte mir Kraft. Mut. Zuversicht. Ich bekam stattdessen Verunsicherung. Schwäche. Müdigkeit. Es war anstrengend. Es war verkrampft. Es war kräftezerrend. Dann bin ich gegangen.

Ich habe die Yogamatte verlassen.

Den Ort, der so viele Jahre ein Ort der Ruhe und Geborgenheit war. Und ich ließ ihn zurück. Ich wollte ihn weder hören noch sehen. Ich wollte ihn nicht mehr an meiner Seite haben. Die ersten Tage waren wie eine Befreiung. Ich konnte wieder atmen. Ich hatte mich von einem Zwang befreit. Einen Zwang, den ich mir auferlegt hatte. Die Tage ohne den Yoga waren erholsam. Ich hatte eine Pause bitter nötig. Eine Pause von den vielen Auseinandersetzungen, die ich führte wenn er in meiner Nähe war.


Jetzt bin ich wieder zurück.

Ich bin bereit das Gespräch zu suchen. Ich möchte das Vertrauen wiederfinden. Schließlich hatten wir tolle Zeiten. Er war doch immer dabei. Natürlich auch mit Pausen, ich bin keine Yogini, die sich in allen Phasen ihres Lebens auf den Yoga verlassen hat. Dennoch habe ich ihn in den letzten 20 Jahren regelmäßig zu Rate gezogen. Und er hatte immer ein offenes Ohr, ein wahrhaftiges Wort. Ich war dankbar für diese Begegnungen auf der Yogamatte.

Ich vermisse ihn, den Yoga.

„Lieber Yoga, ich bin wieder da.“

Namsté.

Jenny