Die PTBS, der chronische Schmerz, der Yoga und ich

Im Moment kämpfe ich jeden Tag. Gegen die chronischen Schmerzen. Gegen die Vergangenheit, die mich mit großen Schritten einzuholen versucht und es immer wieder schafft mich zu Boden zu strecken. Gegen die Gegenwart, die so anders ist, als ich sie mir vor einem halben Jahr vorgestellt habe. Wie gerne würde ich aufhören zu kämpfen und ganz yogisch die Situation liebevoll annehmen.

Die Yogini in mir ist vermutlich gerade auf Bali und macht sich einen schönen Sommer. Sitzt im Lotussitz, atmet vorbildlich und chantet das OM (mich hat sie zumindest nicht mitgenommen, das steht fest!).

Selbstverständlich gibt es dann auch wieder die schönen Tage. An denen ich mich fühle als könnte ich es schaffen. Als könnte ich die Vergangenheit endgültig hinter mir lassen. Dieser Illusion gebe ich mich immer wieder hin, anderenfalls würde ich durchdrehen. Ich würde diesen ganzen Scheiß nicht mehr ertragen können. Und so mache ich mir für wenige Stunden die Welt schön. Ich verdränge die Schmerzen, die Angst, die Zerrissenheit, die Lust alles hinzuschmeißen! Ich gehe nach draußen, fahre Rad, lache. Und es tut mir gut. Währenddessen habe ich da noch nicht im Kopf, dass es mir zu viel sein wird, dass die Schmerzen es mir doppelt und dreifach zurückzahlen werden. Dass die Angst danach auch nicht lange auf sich warten lässt.

Ich nehme das alles in Kauf. Für ein wenig Normalität. Um ein wenig vom Kuchen, der sich „Leben“ nennt, abzubekommen.

Das letzte halbe Jahr hat mir sehr zugesetzt und meistens kann ich mich sehr schwer dazu durchringen mich der Freude hinzugeben. Mein Herz hat schwer zu tragen, meine Seele weint ununterbrochen und mein Körper ist so müde. Immer wieder versuche ich im Yoga dieser Seite Raum einzuräumen. Ich wähle sehr sanfte Asanas, ruhige Atemübungen. Ich meditiere, suche eher die ruhigen Orte, als mich ins Getümmel zu stürzen. Der Yoga hilft, aber er kann nicht ungeschehen machen was ich als Kind/Jugendliche erlebt habe. Er kann nicht ungeschehen machen, dass vor einem halben Jahr eine Operation am Fuß schief gelaufen ist und mir unsagbare Schmerzen beschert. Ich kann versuchen meine Trigger  -schnell zu erkennen und die erlernten Strategien zu finden und einzusetzen, so dass ich nicht völlig abstürze. Der Yoga hilft mir dabei, so gut er kann. Aber eben auch nur so gut wie ich ihn lasse! Denn wenn ich nicht auf die Matte gehe und übe, dann kann auch der Yoga nichts bewirken.

Ob du morgens, mittags oder abends übst, ist dem Yoga übrigens völlig egal! Das Wichtige ist, dass du dich auf deine Matte traust. 

Ich muss den Mut finden mich meinem Befinden zu stellen. Das ist meine Aufgabe. Und die ist gar nicht einfach. Und so versuche ich tagtäglich meine Balance zu finden zwischen der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft. Und natürlich weiß ich, dass es nur ein „Jetzt“ gibt. Mein „Jetzt“ beinhaltet häufig auch die Vergangenheit und die Zukunft. Nicht sehr erleuchtet ich weiß, aber diesen Anspruch habe ich auch nicht. Ich will nur leben.

Namasté.

Jenny.